Fertigprodukte: Smarte Alltagshelfer oder ungesunde Kalorienbomben?

Ernährung9. April 2020

Fertigprodukte sind weltweit auf dem Vormarsch. In unserer schnelllebigen Gesellschaft, in der kaum jemand noch Zeit für eine ausgiebige Mahlzeit am Tisch hat, sind ready-to-eat-Gerichte so beliebt wie nie zuvor.

Fertigprodukte zeichnen sich, wie der Name schon sagt, dadurch aus, dass sie so weit wie möglich verzehrfertig sind. Tiefgekühlt, in Konservendosen oder luftdicht verschweißt ist der schnelle Genuss oft nur wenige Minuten Backzeit im Ofen entfernt.

Damit das so schnell geht, sind zur Herstellung von Fertigprodukten oft umso mehr Verarbeitungsschritte nötig. Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Stabilisatoren und Farbstoffe sorgen dafür, dass die Mahlzeiten so lange wie möglich appetitlich aussehen und schmecken. Ein weiterer Garant für den guten Geschmack ist die Kombination von einfachen Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren. Zucker und Fett als Geschmacksträger – das schmeckt fast jedem.

Nun liegen die Vorteile von Fertigprodukten auf der Hand. Sie schmecken lecker und sparen, im Gegensatz zu „selber kochen“, viel Zeit. Doch die „ready-to-eat“-Mahlzeiten haben auch Nachteile – insbesondere für unsere Gesundheit:

  • Der übermäßige Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln kann das Herzinfarkt– und Schlaganfallrisiko erhöhen (1) und die Lebenserwartung verkürzen (2).
  • Wer stark verarbeitete Lebensmittel bevorzugt, isst unter Umständen mehr und neigt eher zu Übergewicht (3).
  • Ungesundes und hochverarbeitetes Essen kann unsere Appetitregulation stören, die im Gehirn stattfindet. Weitere Hirnschädigungen, die sich in einer vermehrten Vergesslichkeit, Aggressivität, Depressionen, Stressempfinden oder sogar geschrumpften Hirnarealen äußerten, wurden in Studien mit Junk Food in Verbindung gebracht (4,5).

Dass sich ein hoher Konsum von Fertigprodukten negativ auf die Gesundheit auswirken kann, liegt vor allem an den Inhaltsstoffen. Die oben angesprochene schmackhafte Kombination aus einfachen Kohlenhydraten und gesättigten Fetten liefert viel Energie, ohne lange satt zu machen. Dadurch werden wir schnell wieder hungrig und essen mehr als wir eigentlich bräuchten. Das führt nach einiger Zeit unweigerlich zu Übergewicht. Das ungesunde Fettmuster (aus vielen gesättigten und wenigen ungesättigten Fettsäuren) ist dafür verantwortlich, dass sich zu viele Fertigprodukte negativ auf unsere Herz- und Gefäßgesundheit auswirken können.

Wer seinen Körper liebt, der nimmt sich die Zeit und kocht. Das ist das einstimmige Fazit aller Experten zum Thema „Fertigprodukte“ (6-8). Fakt ist: Gesunde Ernährung geht leichter als Du denkst und ist Übungssache. Wer Sättigungsbeilagen wie Vollkornnudeln oder Naturreis in größeren Mengen für eine Woche vorkocht, muss sich zum Essen selbst nur noch Gemüse und eine Eiweißbeilage frisch zubereiten – das kann zum Beispiel ein Gemüseomlette oder (Soja-)Bolognese sein. Auch Gemüse und Obst lässt sich gut vorbereiten: Eingefroren oder eingeweckt halten sich die Vitaminlieferanten und sind jederzeit „ready-to-eat“ – auch ohne Zusatzstoffe. Wenn Du noch mehr Zeit sparen möchtest, kaufst Du das Obst und Gemüse direkt eingefroren. Achte dabei darauf, dass auch hier keine Zusatzstoffe, Fett oder Zucker zugesetzt wurden.

Es gilt wie immer bei Ernährung: Die Dosis macht das Gift. Hin und wieder ein Fertigprodukt schadet kaum. Außerdem gibt es zunehmend auch gesündere Fertigprodukte. Auch hier hilft ein Blick auf die Zutaten. Und wenn Du Lust darauf hast, dann gönn‘ Dir bewusst ein Fertiggericht – danach schmeckt das nächste selbstgekochte Gericht wieder umso besser.


Quellen

(1) B. Srour et al. (2019): Ultra-processed food intake and risk of cardiovascular disease: prospective cohort study (NutriNet-Santé). In: the bmj, Vol. 365, l1451. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1451

(2) A. Rico-Campà et al. (2019): Association between consumption of ultra-processed foods and all cause mortality: SUN prospective cohort study. In: the bmj, Vol. 365, l1949. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1949

(3) K.D. Hall et al. (2019): Ultra-Processed Diets Cause Excess Calorie Intake and Weight Gain: An Inpatient Randomized Controlled Trial of Ad Libitum Food Intake. In: Cell Metabolism, Vol. 30, Nr. 1, S. 67-77. Online unter https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1550413119302487

(4) R.J. Stevenson (2020): Hippocamal-dependent appetitive control is impaired by experimental exposure to a Western-style diet. In. Royal Society Open Science, Vol. 7, Nr. 2. Online unter https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.191338

(5) Wie Körper und Gehirn unter Pizza, Burger und Co. leiden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2020. Online unter https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/fast-food-konsum-schaedlich-fuer-koerper-und-gehirn-16641576.html
(6) Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2017): Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Online unter https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/

(7) U.S. Department of Health and Human Services, U.S. Department of Agriculture (2015): 2015-2020 Dietary Guidelines for Americans. Online unter https://health.gov/dietarygui-delines/2015/guidelines/

(8) A. Sieb (2020): 10 Prozent mehr Fertigpizza – 15 Prozent höheres Diabetes-Risiko: Ein Zusammenhang ist da, doch was versteckt sich dahinter? In: MedScape. Online unter https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4908533