Machen Fertiggerichte alt?

Ernährung10. September 2020

Gehörst Du auch zu den Menschen, die hin und wieder gerne zu Fertigprodukten greifen? Wenn der Arbeitstag zu lang war oder plötzlich schon wieder Sonntag ist und die Supermärkte geschlossen sind, sind die Ready-to-eat-Mahlzeiten manchmal einfach zu verlockend und praktisch.

In unserem ersten Beitrag zu Fertiggerichten hast Du schon gelesen, dass diese Produkte meist hoch verarbeitet sind und entsprechend nicht zu den gesündesten Vertreter aus dem Supermarkt zählen. Denn, auch das hast Du sicherlich schon in unserem ersten Blogbeitrag zu dem Thema gelesen: Wer zu viel von den hoch verarbeiteten Lebensmitteln und Mahlzeiten isst, der kann gesundheitliche Schäden davon tragen.

Die Vermutung, dass ein übermäßiger Verzehr von Fertigprodukten sogar Lebensjahre kosten kann, wurde kürzlich in einer spanischen Studie erneut bestärkt. Dabei untersuchten die Forscher den Zusammenhang zwischen dem Verzehr hoch verarbeiteter Lebensmittel und die Wahrscheinlichkeit für kurze Telomere (1).

Was sind Telomere?

Gute Frage! Du hast sicherlich schon mal von Chromosomen gehört. Chromosomen sind die Träger unserer genetischen Information, also unserer DNA. Chromosomen haben eine X-Form. An den vier Enden jedes X, also jedes Chromosoms, liegen Kappen, sozusagen zum Schutz unserer DNA. Diese Kappen der Chromosomen werden als Telomere bezeichnet. Nun weißt Du bestimmt auch, dass unser Körper sich dauerhaft erneuert – jede Sekunde werden neue Zellen gebildet und alte Zellen sterben ab. Der Prozess dahinter nennt sich Zellteilung. In der Regel werden die Telomere, also die Kappen an den Enden der Chromosomen, bei Zellteilungen etwas kürzer.

Zurück zu der Studie: Das Forscherteam hat also untersucht, wie der Verzehr von Fertigprodukten und das Altern zusammenhängt. Sie kamen dabei zu dem Schluss, dass eine erhöhte Aufnahme hoch verarbeiteter Lebensmittel bei älteren Studienteilnehmern mit einem höheren Risiko verbunden war, kürzere Telomere zu haben. Das heißt praktisch: Ein hoher Konsum von Fertigprodukten könnte den Alterungsprozess beschleunigen. Die Betonung liegt hier allerdings auf „könnte“. Denn: In der Studie wurden die Personen nur zu einem Zeitpunkt beobachtet, aber nicht über einen längeren Zeitraum. Sie konnten daher nicht beobachten, dass viele Fertigprodukte die Alterung wirklich beschleunigten, sondern nur die Daten von einem Zeitpunkt analysieren.

Was heißt das für unseren Alltag? Im Prinzip bekräftigt die Studie nur das, was wir ohnehin schon aus anderen Forschungsarbeiten wissen: Fertigprodukte können, wenn man zu viel davon isst, das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen und möglicherweise sogar die Lebenszeit verkürzen (1-6). Das heißt aber nicht, dass wir Fertigprodukte komplett aus unserem Speiseplan verbannen müssen. Ausnahmsweise können Fertigprodukte ruhig mal auf dem Teller landen. Es ist wie immer bei Ernährung: Die Menge macht’s!


Quellen

(1) L. Alonso-Pedrero et al. (2020): Ultra-processed food consumption and the risk of short telomeres in an elderly population of the Sguimiento Universidad de Navarra (SUN) Project. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 111, Nr. 6, S. 1259-1266.

(2) B. Srour et al. (2019): Ultra-processed food intake and risk of cardiovascular disease: prospective cohort study (NutriNet-Santé). In: the bmj, Vol. 365, l1451.

(3) A. Rico-Campà et al. (2019): Association between consumption of ultra-processed foods and all cause mortality: SUN prospective cohort study. In: the bmj, Vol. 365, l1949.

(4) K.D. Hall et al. (2019): Ultra-Processed Diets Cause Excess Calorie Intake and Weight Gain: An Inpatient Randomized Controlled Trial of Ad Libitum Food Intake. In: Cell Metabolism, Vol. 30, Nr. 1, S. 67-77.

(5) R.J. Stevenson (2020): Hippocamal-dependent appetitive control is impaired by experimental exposure to a Western-style diet. In. Royal Society Open Science, Vol. 7, Nr. 2.

(6) Wie Körper und Gehirn unter Pizza, Burger und Co. leiden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2020. Online unter https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/fast-food-konsum-schaedlich-fuer-koerper-und-gehirn-16641576.html