Dem Alterungsprozess davonlaufen
Kennst Du noch den Ausdruck „Sport ist Mord“? Das Motto des ehemaligen englischen Premierministers Winston Churchill hat bestimmt jeder schon einmal gehört. Obwohl seine Aussage mittlerweile Kultstatus hat, ist sie wissenschaftlich vielfach widerlegt.
Sport bzw. Bewegung gilt grundsätzlich als gesund, für alle Altersgruppen. Das wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt. Körperliche Aktivität hält unseren Organismus und besonders unser Herz-Kreislauf-System fit. Dauerhaftes Sitzen oder Liegen hingegen macht uns krank [1]. Auch – oder: besonders – für ältere Menschen lohnt es sich, in Bewegung zu bleiben. Wer im höheren Alter regelmäßig Ausdauersport treibt, kann damit altersbedingte Abbauprozesse im Körper verzögern und seine Lebenserwartung erhöhen [2,3].
Laufen für jüngere Blutgefäße
Dass sich regelmäßiges Lauftraining positiv auf den Organismus älterer Menschen auswirkt, wurde in einer kürzlich veröffentlichten Studie bestätigt: Das englische Forscherteam ließ 138 gesunde Personen ein halbes Jahr lang für den London Marathon trainieren. Die Probanden, die vorher noch nie einen Marathon absolviert hatten, liefen im Training zwischen 10 und 20 km wöchentlich. Durch das Training wurden die Blutgefäße der Teilnehmer nachweislich elastischer (gemessen mittels kardiovaskulärer Magnetresonanztomographie (MRT)) – und somit gesünder und jünger. Das Training verjüngte die Gefäße der neuen Läufer um umgerechnet vier Jahre [1] [4].
Dass die Blutgefäße eines Menschen mit steigendem Alter immer unelastischer werden, ist ein normaler Vorgang. Allerdings führt die zunehmende Steifigkeit der Gefäße dazu, dass unter anderem der Blutdruck und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Demenz steigen. Die Blutgefäße elastisch zu halten, gilt daher als eine wichtige Schutzmaßnahme vor diesen Erkrankungen im Alter [5].
Natürlich bedarf es noch weiterer Studien, um die Vorgänge im Körper genauer zu durchleuchten, die für den positiven Effekt des Marathontrainings auf die Blutgefäße verantwortlich sind. Generell gilt: Wenn Du in Bewegung bleibst, tust Du Deinem Körper etwas Gutes. Welche Sportart Du treibst, wie lang und wie intensiv, dazu solltest Du auf Deinen Körper hören und Dich ggf. ärztlich absichern. Sicher ist eins: „Sport ist Mord“ ist Vergangenheit, ab heute gilt „Wer rastet, der rostet!“.
Quellen
[1] I.-M. Lee et al. (2012): Effect of physical inactivity on major non-communicable diseases worldwide: an analysis of burden of disease and life expectancy. In: The Lancet, Vol. 380, Nr. 9838, S. 219-29.
[2] Assmann-Stiftung für Prävention (2019): Eine Steigerung der körperlichen Aktivität in der zweiten Lebenshälfte verlängert das Leben [303].
[3] Assmann-Stiftung für Prävention (2019): Ausdauersport zur Verzögerung von Alterungsprozessen [263].
[4] A.N. Bhuva et al. (2020): Training for a First-Time Marathon Reverses Age-Related Aortic Stiffening. In: Journal of the American College of Cardiology, Vol. 75, Nr. 1.
[5] J. Rommelfanger (2020): Laufen als “Jungbrunnen”: In Studie mit Marathon-Neulingen verjüngte das regelmäßige Training die Gefäße um 4 Jahre. In: MedScape.
Fußnote
[1] Das wurde berechnet, in dem die Forscher die Elastizität der Gefäße an mehreren Stellen maßen und ins Verhältnis zum Lebensalter setzten.